aeRoman Wiege der Menschheit 
Flag UK Neue Hominidenart in Südafrika entdeckt
MenuHEIMATLUFTFAHRTMENSCHENURSPRUNGWISSENSCHAFTVERBINDUNGÜBERSICHTKONTAKT CRADLE OF HUMANKIND, Südafrika - Der Neun-jährige Matthew Berger schlenderte an einem sonnigen Morgen seinem Hund Tau ins hohe Gras hinterher, stolperte über einen Baumstamm und traf dabei auf eine wichtige archäologische Entdeckung. Einige Wissenschaftler gaben am Donnerstag bekannt, dass der Junge die Knochen einer neuen Hominidenart gefunden hatte, die vor fast zwei Millionen Jahren während der
schicksalhaften, immer noch geheimnisvollen Zeitspanne der Entstehung der menschlichen Familie gelebt hat.

"Dad, ich habe ein Fossil gefunden!" sagte Matthew und rief nach seinem Vater, Lee R. Berger, einem US-amerikanische Paläoanthropologen, der seit fast zwei Jahrzehnten einen Hügel und einen halben entfernt auf der Suche nach Hominiden-Knochen war. Fossilien-Jäger haben diese hügeligen Wiesen nördlich von Johannesburg seit den 1930er Jahren gewinnbringend duchgewühlt.

Matthew hielt die alten Überreste eines 125 cm großen Jungen, der nur ein paar Jahre älter als Matthew selbst war, in der Hand. Dr. Berger, zusammen mit dem Institut für Human Evolution an der Universität von Witwatersrand in Johannesburg, und seine Kollegen haben seitdem viel mehr von dem Skelett des Jungen, einschließlich seinem außerordentlich gut erhaltenen Schädel gefunden, und die Überreste von drei weiteren Einzelpersonen. Südafrikas Kinder werden darum konkurrieren, dem Jungen einen Namen zu geben.

In einem Bericht in der am Freitag [9. April 2010] veröffentlichten Ausgabe der Zeitschrift Science erklärten Dr. Berger, 44 und ein Team von Wissenschaftlern, dass die Fossilien des Jungen und einer Frau eine überraschende und unverwechselbare Mischung aus primitiver und hochentwickelter Anatomie wären und damit qualifiziert für eine neue Art von Hominiden, den Vorfahren und anderen nahen Verwandten des Menschen. Man nannte ihn Australopithecus sediba.

Die Art "sediba", die in Sotho Brunnen oder Quelle bedeutet, ging aufrecht auf langen Beinen, mit menschenartigen Hüften und Becken, aber kletterte immer noch durch Bäume an affenähnlichen Armen. Sie hatte die kleinen Zähne und ein modernes Gesicht von Homo, der Gattung, die den modernen Menschen einschließt, jedoch die relativ primitiven Füße und das "kleine Gehirn" des Australopithecus, sagte Dr. Berger.

Geologen schätzen, dass die Individuen vor 1,78 bis 1,95 Millionen Jahren lebten, wahrscheinlich eher zum früheren Zeitpunkt, als Australopithecinen und frühe Arten von Homo Zeitgenossen waren.

Das Team von Dr. Berger sagte, dass die neue Art wahrscheinlich von Australopithecus africanus abstammt. Bei einer Telefonkonferenz am Mittwoch [7. April 2010] beschrieb er die Spezies als einen möglichen Vorfahren von Homo erectus, einem unmittelbaren Vorgänger von Homo sapiens, oder einen nahen "Seitenast", der nicht zum modernen Menschen geführt hat.

Wissenschaftler, die nicht in dem Forschungsprojekt tätig sind, debattieren darüber, ob die Knochen zur Homo- oder Australopithecus-Gattung gehören, aber die meisten sind sich einig, dass die Entdeckung der Skelette auf dem Malapa Gelände in der "Wiege der Menschheit", einem Ort von Weltkulturerbe in dolomitischen Kalkstein-Höhlen mit Fossilien urzeitlicher Tiere und Hominiden, ein großer Fortschritt in der frühen fossilen Geschichte der Hominiden ist.

"Sie sind ein faszinierendes Mosaik von Eigenschaften", sagte Rick Potts, Direktor des Human Origins Programms am Smithsonian. "Sie erinnern uns an die Kombination und Rekombination von Merkmalen, das Basteln und Experimentieren, womit die Evolution einhergeht."

Dr. Berger sagte, der Pfad zu der Entdeckung begann über die Weihnachtsferien in 2007, als er mit Google Earth begann, Höhlen in der Wiege der Menschheit zu kartographieren. Bei einem kürzlichen Besuch in seinem Büro drehte er Google Earth Bilder von der graubraunen Landschaft auf seinem Desktop und entdeckte dabei, wie die Schatten und Verzerrungen der Erde Hinweise gaben auf die Lage von Höhlen, oft gekrönt von wilden Olivenbäumen und weißen Stinkwood Bäumen.

Am 15. August 2008, als Matthew seinem Vater zurief, sich die von ihm gefundenen Knochen anzusehen, begann Dr. Berger wild zu fluchen, als er sich seinem Sohn näherte. Der Junge hielt die Flüche seines Vaters für Ärger. Aber schon aus fünf Meter Entfernung war Dr. Berger, der seine Diplomarbeit über Schulter-Knochen von Hominiden, darunter das Schlüsselbein, erstellt hatte, sehr überrascht zu sehen, dass sein Sohn ein
Schlüsselbein mit der unverwechselbaren Form eines Hominiden in seinen Händen hatte.

"Ich konnte es nicht glauben", erinnerte sich Dr. Berger kopfschüttelnd. "Ich nahm den Stein, und ich drehte ihn um" und "aus der Rückseite des Steins ragte ein Unterkiefer mit einem Zahn hervor, ein Eckzahn. Ich bin fast gestorben", sagte er und fügte hinzu: "Welche Perspektiven eröffnen sich da?"

Im März 2009 fand er den erstaunlich gut erhaltenen Schädel des sediba Jungen, dessen Schlüsselbein Matthew aufgelesen hatte. Donald C. Johanson, der das berühmten 3,2 Millionen Jahre alte Skelett von Lucy im Jahr 1973 in Äthiopien gefunden hatte, beschrieb den Schädel als "ein fabelhaftes Exemplar."

In seinem Labor nahm Dr. Berger letzte Woche einen feuerfesten Behälter aus einem Safe, hob den Schädel ehrfürchtig aus seinem Schaum-Bett und enthüllte dabei das erstaunlich zarte Gesicht.

"Schön, nicht wahr?" sagte er.

Die Wissenschaftler fanden auch eine Fülle von Tier-Fossilien in der Grabungsstelle - unter anderem Säbelzahn-Katzen, Mungos, wilde Hunde, Antilopen und Hyänen. Dr. Berger und Paul Dirks, ein Geologe an der James Cook Universität in Queensland, Australien, stellten die Hypothese auf, dass die Tiere an der Kante eines 30 bis 50 Meter breiten trichterförmigen Schachtes in eine tiefe Höhle gelockt worden sein könnten, vielleicht durch den Geruch von Wasser während einer Dürre, und dann in den Tod stürzten.

Es gibt Hinweise darauf, dass Maden und Aaskäfer, aber keine Fleischfresser, sich von dem Aas ernährt haben, was die Wissenschaftler zu dem Schluss führte, dass die Raubtiere ebenfalls vom Sturz gestorben sein müssen. Die ersten Regenfälle der Regenzeit könnten die toten Körper in eine Ansammlung von Wasser geschwemmt haben, das reich an Kalk und Sand war - die Zutaten von Zement - wodurch sie im Wesentlichen an Ort und Stelle "einzementiert" wurden. Dr. Berger nannte die sediba Fossilien "eine Zeitmaschine" in evolutionären Prozessen.

Forscher denken jetzt, dass sich die Spaltung zwischen der Menschenaffen- und der Hominiden-Linie vor etwa sieben Millionen Jahren in Afrika ereignete. Die spärlichen Fossilienbelege zeigen, dass frühe Hominiden-Arten bereits aufrecht zu gingen, aber immer noch relativ affengleich. Kleine Australopithecinen, mit Körpern und Gehirnen nicht viel größer als die der modernen Schimpansen, waren vor 3,8 Millionen bis drei Millionen Jahren weit verbreitet, am bekanntesten der Australopithecus afarensis wie zum Beispiel Lucy.

Die Phase der Veränderungen hin zu Homo bleibt im Fossilienbestand weiter unklar. Hominiden begannen Steinwerkzeuge vor etwa 2,6 Millionen Jahren zu formen. Hominiden identifiziert als Homo erschienen vor mehr als zwei Millionen Jahren, ihre direkten Vorfahren sind alles andere als klar. Die Art Australopithecus sediba trat damit gleichzeitig mit Homo habilis und Homo erectus auf.

Ian Tattersall, ein Paläoanthropologe am American Museum of Natural History in New York, unterstützte die Interpretation des Entdecker-Teams, dass die Fossilien eine zuvor nicht klassifizierte Art von fortgeschrittenen Australopithecinen "mit Ähnlichkeiten zu Homo" darstellen.

Aber es ist oft ein Glücksspiel, ob eine fossile Entdeckung Klarheit oder Verwirrung in den Stammbaum bringt. William H. Kimbel, Direktor des Institute of Human Origins an der Arizona State Universität, sagte, dass die fossilen Überreste stattdessen eine Art von frühem Homo mit einigem Schädel- und Skelett-Details wären, "die man sonst nur bei Homo gesehen hat."

Während die Klassifikations-Debatte weiter geht, schreitet die Fossiliensuche an der Malapa Grabungsstätte ebenfalls voran. Bisher haben die forschenden Wissenschaftler noch nicht einmal zu graben begonnen, sondern haben die Stelle von Trümmern befreit, die von Menschen wahrscheinlich vor etwa einem Jahrhundert beim Grubenbau für Kalk zurück gelassen wurden, und von anderen Verunreinigungen. Sie finden nach wie vor weitere Hominiden-Knochen, die zusammen passen wie Teile eines Puzzles. Seit der Vorlage des Papiers bei der Zeitschrift Science im November haben sie mindestens zwei weitere Personen gefunden, darunter ein Kleinkind.

"Jedes Mal, wenn wir irgend etwas durchsieben oder einen Stein aufsammeln, ist etwas darin", sagte Dr. Berger.

Kürzlich an einem Nachmittag kletterten er und Matthew, der jetzt 11 ist, in eine kleine felsige Grube, die von der ursprünglichen tiefen Höhle übrig geblieben ist, erodiert über sehr lange Zeiträume. Tau lief aufgeregt am Rand entlang. Dr. Berger legte seine Hände gegen den Felsen, wo er das Skelett einer Frau und knapp darüber den Schädel des Kindes fand - das Paar, das in Science beschrieben wurde.

"Es gibt wahrscheinlich noch jemand anderen hier", sagte er.

Er ging dann zu einem Feldweg, den Bergleute mit aus der Höhle gesprengter Erde aufgefüllt hatten. Dabei war wahrscheinlich auch einer jener Brocken, die Matthew gefunden hatte, mit dem Schlüsselbein-Knochen darin. Dr. Berger zeigte auf ein Hominiden-Skelett, deutlich sichtbar auf dem Untergrund der Straße, jetzt von Schutt und Füllmaterial geräumt. Zwei Zähne lagen direkt auf der Oberfläche.

Während Dr. Berger bedachte, was zwischen der Straße und der Höhle noch alles begraben liegen könnte, sagte er: "Wenn das in dieser Dichte vorliegt, was könnte da noch alles sein? Oh, mein [Gott]!"

8. April 2010


WEITER (Menschenursprung) 
Quelle:
Celia W. Dugger von Cradle of Humankind und John Noble Wilford von New York




Australopithecus sediba
Der Schädel von Australopithecus sediba aus der Malapa Grabungsstätte in Südafrika.
(Benedicte Kurzen für The New York Times)




Cranium of Australopithecus Sediba
Der Schädel von Australopithecus sediba
(Titelfoto von Science Magazine; Photo: Brett Eloff, mit Genehmigung von Lee Berger und der University of the Witwatersrand)

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