Bombenfliege

DARPA glaubt, dass Wissenschaftler Nutzen aus der Entwicklung von bestimmten Insekten, wie Libellen und Motten, die ein Puppenstadium durchlaufen, ziehen können. "Während jeder Phase der Umwandlung durchläuft der Körper des Insektes einen Erneuerungsprozess, der Wunden heilen und innere Organe um Fremdkörper herum wachsen lassen kann," heißt es im Dokument zu dem Aufruf. Bei den Fremdkörpern, die eingepflanzt werden sollen, handelt es sich um spezifische mikro-elektromechanische Systeme - MEMS - die das Insekt, wenn es voll entwickelt ist, fernsteuern könnten oder die bestimmte Chemikalien auffinden könnten, wie zum Beispiel in Explosivstoffen. Die Chirurgie der Einpflanzung könnte eine "Fließband-artige Herstellung von hybriden Schnittstellen zwischen Insekten und MEMS ermöglichen", sagt DARPA. Ein erfolgreicher Bewerber würde "ein Insekt mit einer Abweichung von maximal fünf Metern zu einem spezifischen Ziel, das 100 Meter entfernt ist, dirigieren müssen". Der "Insekten-Cyborg" muss "auch in der Lage sein, von [militärisch] relevanten Sensoren aus der lokalen Umgebung gewonnene Daten zu übertragen. Diese Sensoren können Gas-Detektoren, Mikrofone, oder Videokameras sein."

Wissenschaftler, die mit der BBC-Nachrichten Website sprachen, waren nicht überzeugt. Insektenkundler Dr. George McGavin vom Museum für Naturgeschichte an der Universität von Oxford sagte, dass ihm die Idee "lächerlich" erscheint. "Nicht alle verrückten Ideen sind wertlos. Manche produzieren auch Gutes. Mein Gefühl ist jedoch, dass diese [Idee] wohl nichts Brauchbares hervorbringt," sagte er. "Was ausgewachsene Insekten grundsätzliche tun möchten, ist Eier legen und sich vermehren. Man müsste das gesamte Gehirnmuster neu verdrahten." Dr. McGavin sagte, dass es unmöglich erscheint, die Technologie an den richtigen Stellen während der Phase der Metamorphose zu verbinden, besonders im Hinblick auf das Fliegen. Prof. Andrew Parker, Forschungsleiter der Zoologie-Abteilung des Museums für Naturgeschichte und ein Fachmann in Bio-Nachbildungen, sagte, dass das Konzept zwar nicht zu weit hergeholt wäre, aber seine Grenzen hätte. Technologie könnte helfen bei der Steuerung eines Insektes zu den Chemikalien, wie sie in verborgenen Bomben vorkommen, sagte er, aber volle Flugkontrolle wäre "noch ein sehr weiter Weg". Stuart Hine, Insektenkundler am Museum, stimmt insoweit zu, dass es plausibel wäre, Insekten zu benutzen, um Explosivstoffe zu entdecken. Aber er fügte hinzu: "Ich glaube, dass die Realisierung solcher Steuer-Verknüpfungen zwischen Insekt und Maschine eigentlich in das Reich der Fiktion gehört." Um Mikro-Signale von den Insekten zu empfangen, wäre eine Antennen-Position erforderlich "in ziemlicher Nähe und mit mehr als einem Meter im Durchmesser, was kaum einen unbemerkten Betrieb zulassen würde". Frühere Experimente von DARPA, die Bienen und Wespen dazu bringen sollten, den Geruch von Explosivstoffen zu erkennen, scheiterten, als ihr "instinktives Verhalten für Nahrungssuche und Paarung ... verhinderte, dass sie Zuverlässigkeit entwickelten", hieß es.

DARPA wurde 1958 gegründet, um den Vorsprung der militärischen Technologie der USA gegenüber den Rivalen im Kalten Krieg zu erhalten. Ihrer Website ist zu entnehmen, dass sie etwa 240 Leute beschäftigt und über einen Etat von 2 Mrd. $ verfügt. Verfechter sagen, dass sie viel Erfolg bei ihrer Arbeit hatte, aber sie hat auch Kritik wegen unbrauchbarer Projekte "ins Blaue hinein" auf sich gezogen. Ein ehemaliger Direktor sagte 1975: "Wenn wir versagen, dann versagen wir gewaltig."