In der römischen Mythologie war Neptun (griechisch: Poseidon) der Gott des Meeres.
Nach der Entdeckung von Uranus bemerkte man, dass seine Umlaufbahn nicht so verläuft, wie das in Übereinstimmung mit den Newtonschen Gesetzen sein sollte. Man sagte daher voraus, dass noch ein weiter entfernter Planet die Umlaufbahn des Uranus stört. Neptun wurde zum ersten Mal am 23. September 1846 von Galle und d'Arrest sehr nahe an der Stelle entdeckt, die Adams und Le Verrier unabhängig voneinander nach Berechnungen vorhergesagt hatten, die auf den beobachteten Positionen von Jupiter, Saturn und Uranus beruhten. Ein internationaler Streit brach zwischen Engländern und Franzosen (allerdings offenbar nicht zwischen Adams und Le Verrier persönlich) aus über Vorrang und Recht zur Namensgebung für den neuen Planeten; heute wird beiden gemeinsam die Entdeckung von Neptun zugeschrieben. Nachfolgende Beobachtungen haben gezeigt, dass die von Adams und Le Verrier errechneten Umlaufbahnen ziemlich schnell von der tatsächlichenUmlaufbahn abweichen. Hätte die Suche nach dem Planeten wenige Jahre früher oder später stattgefunden, wäre er nirgendwo in der Nähe der vorhergesagten Stelle entdeckt worden.
Mehr als zwei Jahrhunderte früher, im Jahr 1613, entdeckte Galilei Neptun, als dieser zufällig in der Nähe von Jupiter auftauchte, er dachte jedoch, dass es sich um einen normalen Stern handelte. Aber in den darauf folgenden Nächten war er aus seinem Blickfeld verschwunden. Hätte er ihn in einigen vorangegangenen Nächten gesehen, wäre die Bewegung von Neptun für ihn offensichtlich gewesen. Aber leider verhinderte bewölkter Himmel an diesen wenigen kritischen Tagen die Beobachtung.
Neptun wurde nur von einem Raumfahrzeug besucht, von Voyager 2 am 25. August 1989. Vieles von dem, was wir über Neptun wissen, verdanken wir dieser einen Begegnung. Glücklicherweise konnten kürzlich durchgeführte Beobachtungen vom Boden oder vom HST aus eine Menge beisteuern.
Weil Plutos Umlaufbahn so exzentrisch ist, kreuzt sie manchmal die Umlaufbahn des Neptun, wodurch Neptun für einige Jahre zum entferntesten Planeten von der Sonne aus wird.
Neptuns Zusammensetzung ist wahrscheinlich der des Uranus ähnlich: verschiedene "Eisarten" und Gestein mit ungefähr 15% Wasserstoff und etwas Helium. Wie Uranus, aber im Gegensatz zu Jupiter und Saturn, hat er wohl keine getrennten inneren Schichten, sondern eher eine mehr oder weniger einheitliche Zusammensetzung. Aber es gibt sehr wahrscheinlich einen kleinen Kern (etwa von der Masse der Erde) aus felsigem Material. Seine Atmosphäre besteht überwiegend aus Wasserstoff und Helium mit einem geringen Anteil von Methan.
Neptuns blaue Färbung ist zum großen Teil Ergebnis der Absorption des roten Lichts durch das Methan in der Atmosphäre, es gibt aber noch weitere, noch nicht identifizierte Farbträger, die den Wolken den kräftigen blauen Farbton verleihen.
Als typischer Gasplanet hat Neptun kräftige Winde, die sich auf Bänder entlang der Breitengrade beschränken und gewaltige Stürme oder Wirbel entwickeln. Neptuns Winde sind die schnellsten im Sonnensystem mit Geschwindigkeiten bis zu 2.000 km/h.
Wie Jupiter und Saturn besitzt Neptun eine innere Hitzequelle -- er strahlt mehr als doppelt soviel Energie ab als er von der Sonne empfängt.
Zur Zeit der Voyager-Begegnung war Neptuns auffallendstes Merkmal der Große Dunkle Fleck auf der südlichen Hemisphäre. Er war ungefähr halb so groß wie Jupiters Großer Roter Fleck (etwa mit dem Durchmesser der Erde). Neptuns Winde trieben den Große Dunklen Fleck mit etwa 300 Metern pro Sekunde (1.100 km/h) Richtung Westen. Voyager 2 sah außerdem einen kleineren dunklen Fleck auf der Südhalbkugel und eine kleine unregelmäßige weiße Wolke, die alle 16 Stunden oder so um Neptun herum schwirrt, bekannt als "Der Flitzer". Es könnte sich um eine heiße Strömung handeln, die aus niedrigeren Schichten aufsteigt, aber seine wahre Natur bleibt ein Geheimnis.
Allerdings zeigen Beobachtungen des Neptun vom HST aus dem Jahre 1994, dass der Große Dunkle Fleck verschwunden ist! Er hat sich entweder einfach aufgelöst, oder er wird gegenwärtig von anderen Erscheinungen der Atmosphäre unkenntlich gemacht. Wenige Monate später entdeckte HST einen neuen dunklen Fleck auf Neptuns Nordhalbkugel. Das deutet darauf hin, dass sich Neptuns Atmosphäre schnell verändert, möglicherweise wegen leichter Temperaturunterschiede zwischen den Ober- und Untergrenzen der Wolken.
Neptun besitzt ebenfalls Ringe. Beobachtungen von der Erde aus zeigten nur schwache Bögen an Stelle von kompletten Ringen, aber die Bilder von Voyager 2 zeigten, dass es vollständige Ringe mit hellen Klumpen sind. Einer der Ringe scheint eine seltsame verbogene Struktur aufzuweisen.
Wie bei Uranus und Jupiter sind die Ringe des Neptun sehr dunkel, aber ihre Zusammensetzung ist unbekannt.
Neptuns Ringen hat man Namen gegeben: der äußerste heißt Adams (der aus drei auffälligen Bögen besteht, die man heute Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit nennt), der nächste ist ein namenloser Ring, umlaufgleich mit Galatea, dann Le Verrier (dessen äußere Erweiterungen Lassell und Arago genannt werden), und schließlich der schwache, aber breite Galle.
Neptuns Magnetfeld ist, wie das des Uranus, ungewöhnlich ausgerichtet und wird wahrscheinlich von Bewegungen leitenden Materials (wahrscheinlich Wasser) in seinen mittleren Schichten hervorgerufen.
Neptun kann man mit einem Feldstecher sehen (wenn man genau weiß, wo man suchen muss), aber ein großes Teleskop ist erforderlich, um mehr als eine winzige Scheibe zu sehen. Verschiedene Webseiten zeigen die augenblickliche Position des Neptun (und die anderer Planeten) am Himmel. Genauere und modifizierbare Karten können mit einem Planetariumprogramm erstellt werden.
Aktualisiert am 16. April 2006