Frühe Hominiden haben sich wahrscheinlich menschlicher verhalten als bisher gedacht
Unsere frühesten Vorfahren benahmen sich vermutlich in einer viel "menschlicheren" Weise als die meisten Wissenschaftler bisher gedacht haben, das zeigt eine neue Studie, die frühe hominide Fossilien aus Äthiopien untersuchte.
Bisher eher skeptisch, stützt ein Anthropologe der Ohio State University jetzt die Idee, dass die minimalen Größenunterschiede zwischen den männlichen und weiblichen Prähominiden vermuten lassen, dass sie in einer mehr kooperativen und weniger konkurrierenden Gesellschaft lebten.
Der Beweis konzentriert sich auf dem Umfang eines sexuellen Dimorphismus -- Unterschiede bezüglich der Größe abhängig vom Geschlecht -- der unter diesen frühen Primaten bestanden hat, und was sie über die Sozialstruktur dieser Geschöpfe vermuten lassen.
In einem Papier, veröffentlicht in der Ausgabe vom 5. August der “Proceedings of the National Academy of Sciences”, berichten Forscher von der Kent State University, dass die Überreste der männlichen und weiblichen Untersuchungsexemplare des Australopithecus afarensis weniger Unterschiede zeigten hinsichtlich der Größe als die meisten Paläontologen früher erwartet hatten.
Nachdem sie diese Knochen mit dem nahezu kompletten Skelett der versteinerten "Lucy" verglichen haben, argumentieren die Forscher, dass die Sozialstruktur unserer frühesten Vorfahren mehr mit der von modernen Menschen und Schimpansen als mit der von Gorillas und Orang-Utans vergleichbar ist, wie man früher gedacht hatte.
Gorillas, Orang-Utans und Paviane sind bekannt dafür, dass sie Sozialstrukturen haben, die auf heftiger Konkurrenz unter Männern beruhen. Schimpansen und Menschen jedoch, wenn auch immer noch im Wettbewerb, sind kooperativer, was ihnen ein höheren Grad von "Menschlichkeit" verleiht.
In einem Kommentar der Zeitschrift behauptet Clark Spencer Larsen, ordentlicher Professor und Lehrstuhlinhaber für Anthropologie in Ohio, dass die Kent-State-Studie bis jetzt das Beste wäre hinsichtlich einer Verknüpfung des sexuellen Dimorphismus bei den frühen Hominiden mit ihrer wahrscheinlichen Sozialstruktur.
"Diese Forscher sind in der Lage gewesen überzeugend zu zeigen, dass die versteinerten Überrreste einen sehr kleinen sexuellen Dimorphismus bei diesen frühen Hominiden aufweisen", sagte Larsen. "Daraus können wir, denke ich, ein bestimmtes Verhalten ableiten -- besonders dass diese Männer mehr zusammenarbeiteten als sie untereinander konkurrierten -- ein eindeutig 'menschliches' Verhalten".
Larsen glaubt, dass diese männliche Zusammenarbeit das Produkt der evolutionären Entwicklung ist. "Der Erfolg dieser Zusammenarbeit bewies den Wert für diese frühen Vorfahren und ist ein Merkmal unter Menschen geworden", sagte er.
Paläontologen wussten, dass es minimale Größenunterschiede zwischen Männern und Frauen gab, seit Homo sapiens sich entwickelte, aber da die fossilen Belege so spärlich sind, waren sie unsicher, ob Prähomo-Arten mehr oder weniger von sexuellem Dimorphismus zeigten. Moderne Menschen zeigen Größenunterschiede von nicht mehr als 15 Prozent im Durchschnitt, sagte Larsen.
Diese neue Studie zog jedoch Nutzen aus einem neueren fossilen Fund im Abschnitt 333 des Afar Dreiecks von Äthiopien, wo 1975 die Überreste von 13 Einzelpersonen entdeckt worden waren. Wissenschaftler glauben, dass sie alle gleichzeitig starben und eine Art "Schnappschuss" gaben von der Art, wie sie lebten.
Unter Verwendung des "Lucy" Skeletts von einem nahe gelegenen Fundort als Vorlage waren die Kent-State-Forscher in der Lage, die Größe des Oberschenkelkopfs als Basis zu benutzen zur Größenbestimmung der Einzelpersonen von Fundort 333.
"Erst in den letzten Jahren haben wir erkannt, dass die Größe des Oberschenkelkopfs eines Individuums ein gutes Maß für sein Körpergewicht ist", sagte Larsen.
Der Vergleich zeigte, dass die geschlechtsspezifischen Größenunterschiede unter den Fossilien am Fundort 333 nicht größer als die von modernen Menschen waren und vermuten lassen, dass die gleiche Art der modernen Sozialstruktur mit kooperierenden Männern auch schon in den Tagen von Australopithecus afarensis vorhanden war.
"Ich denke, dass das, was wir hier sehen, das allererste Aufleuchten von 'Menschlichkeit' bei diesen frühen Hominiden vor 3 bis 4 Million Jahren ist", sagte er.
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